„Oye flaca, quieres una chela?“ – Hä? Da kommt man nach Peru und denkt, man könnte eigentlich ein bisschen Spanisch. Und dann so was. Keine Ahnung, was der jetzt von mir will. Der Typ spreizt Daumen und kleinen Zeigefinger ab und macht eine Trinkbewegung. Ah, trinken! Bier vermutlich, ich stehe schließlich grade in einer Bar. „Si, claro!“ Na wenigstens das kann ich und hoffe, das da jetzt wirklich Bier kommt.
Ja, so war das am Anfang, als ich nach Peru kam. Mit meinem Kindergarten-Spanisch habe ich zwar gut geschafft nach dem Weg zu fragen und ich konnte auf dem Markt einkaufen ohne in puren Infinitiven zu sprechen. Aber von einer selbstbewussten, lockeren Unterhaltung a lá „na klar, ich weiß wie der Hase hier läuft“ war ich ganz weit entfernt. Aber meilenweit.
Mir mein rotziges Peru-Spanisch anzueignen, tipo -„streetstyle“ war harte, mehrmonatige Arbeit. Aber carajo! – ich habs geschafft! Und du schaffst das auch. Mit meiner kleinen Liste hier, vielleicht schneller als du denkst. Solltest du bald nach Peru fahren (oder vielleicht auch Ecuador oder andere angrenzende Länder), dann sind diese Tipps unter Umständen für dich Gold wert.
Warum solltest du Streetstyle-Spanisch verstehen (und am besten sprechen)?
1. Weil Spanisch sprechen nur Spaß macht, wenn du nicht so sprichst als würdest du aus einem Schulbuch vorlesen.
Denn das kann ja irgendwie jeder. Die Kunst besteht doch darin wirkliche Beziehungen zu den Mitmenschen aufzubauen und dir irgendwie anzueignen so zu sprechen wie sie. Sonst bleibst du immer Ausländer, oder noch schlimmer: Tourist. Und das wollen wir ja nicht… oder? ;-)
2. Weil du dich gegen sexistische Anmachen wehren kannst
Als Gringa, also blonde, kleine, hellhäutige Frau, wirst du in Peru meistens auf sehr üble Art und Weise angemacht (was ja auch manchmal ganz schön degradierend sein kann). Wenn du allerdings verstehst, was die Typen sagen, kannst du erstmal -ZACK!- mit einen Spruch kontern. Darauf sind die Machos nämlich mal so gar nicht vorbereitet. Das gibt dir mehr Selbstvertrauen die du zu einer gesunden Arroganz ausarbeiten kannst. Was ist ätzender als verbaler Sexismus? Richtig, Sexismus gegen den du dich sprachlich nicht mal wehren kannst. Ich habe die wirklich vulgären Sachen hier mal rausgelassen. Soll schließlich ein jugendfreier Blog bleiben. ;-)
3. Weil du bares Geld sparen kannst
Der Taxifahrer will dir 20 Soles für die Fahrt abknöpfen. Du weißt aber ganz genau, das die Fahrt für jeden anderen nur 10 Soles kostet. Mit ein bisschen Peru-Slang hast du den Taxifahrer ganz schnell wieder auf den Boden der Tatsachen geholt. Ein bisschen Verhandlungsgeschick und ein paar Mal „ya puesss“ einfließen lassen und schon gehörst du zu den 10 Soles-Kunden.
Habe ich dich überzeugt? Chévere, dann kann es ja losgehen mit meinem ABC des Streetstyle-Peruanisch:
A … wie a su madre! oder kurz: A su!
Wird gerne benutzt für „Ach du Scheiße!“. Also in Situationen, wo du etwas anderes erwartet hättest und es dich (oft negativ) überrascht.
Beispiel: Reaktion auf den Taxipreis. „A su, tanto?“ (= „Ach du Scheiße! So viel?“)
B … wie Bacán!
Das bedeutet in etwa soviel wie „Cool!“ und kann in jeder erdenklichen Situation verwendet werden. Auch sehr gut: Chévere!
C … wie chela.
Chela bedeutet Bier. Wenn dich also jemand fragt „Chela?“, kannst du mit „Sí“ nicht viel falsch machen.
oder C wie chévere. Das peruanischste Wort überhaupt. Alles und jeder ist chévere. Kann man auch wie „ok“ benutzen.
oder C wie cholo. Eigentlich ist das ursprünglich ein rassistischer Ausdrück für Menschen, die in der Andenregion wohnen oder zumindest „indigene“ Gesichtszüge aufweisen, die in der Andenregion häufiger vorkommen als an der Küste oder im Dschungel. Je nach Kontext kann es also eine Beleidigung sein, viele junge Leute nennen sich so aber auch als Kosenamen, z.B. „Mi Cholo“ , wie „mein Kumpel/Freund“. Meine Theorie ist ja, dass das eine Form der neuen peruanischen Identität ist. Elliot Tupac, ein peruanischer Street-Artist, hat dieses Mural im Titelbild gemalt. „Cholo soy“- also „Ich bin Cholo“.
E … wie Estoy misio.
Ich bin pleite. Hört man öfter, als man denkt. ;-)
F … wie flaca.
Bedeutet eigentlich „Dünne“, so werden aber meistens einfach alle Mädels genannt und angesprochen. Die Verniedlichung davon ist „Flaquita“. Auch wenn es komisch ist mit „Ey Mädel“ angesprochen zu werden… Hey, andere Länder, andere Sitten. Kannst ja immer noch antworten mit „Oye, Flaco!“ (=„Hey Typ!“).
G … wie grone.
Rückwärts für negro, also „Schwarzer“. Spitznamen werden in Lateinamerika häufig über das Aussehen gegeben, daher ja auch „Gringa“ oder „Chino“. Grone wird also häufig verwendet um nicht „Negro“ zu sagen.
H … wie huevon. Faul, doof, dämlich. Auf jeden Fall eher etwas negatives.
I wie Indio. Leicht rassistisch, denn „Indios“, also Indigene, gelten als besonders stur. (Anmerkung: Das spiegelt hier in keinster Weise meine eigene Meinung wieder). „Indio“ ist, wer seinen Kopf unbedingt durchsetzen möchte.
Fun Fact: Alejandro nennt unseren Hund Marrón oft „Indio“, der ist aber in der Tat auch oft ein stures Exemplar und versucht immer seinen Kopf durchzusetzen…
J …wie jato. Soviel wie „Zuhause“ oder auch „Hütte“. „En mi jato“ ist also ungefähr: Bei mir zu Hause.
L …wie luca. Anderes Wort für 1 peruanischen Sol (ca. 30 Cents).
M …wie miércoles. Das bedeutet eigentlich Mittwoch, wird aber verwendet um nicht mierda (also Scheiße) zu sagen. Ist etwas Schwiegermutter-freundlicher (das hätte ich mal vor meinem ersten Treffen wissen sollen… ).
N …wie nica (ni cagando). Entspricht „auf keinen Fall“, nur ein wenig vulgärer…
O …wie Oye! (=Hör‘ mal!) Zugegeben, ist jetzt nicht der krasseste Slang, auf der Straße hört man es trotzdem ständig.
P …wie por las puras. Alles umsonst/ alles für die Katz.
Q …wie quemado. Anderes Wort für loco, also verrückt.
R …wie roche. „Qué roche“ ist soviel wie „Was für ein Theater, was für ein Stress“.
S …wie sonso. = Dumm.
V …wie viejo. „Alter“ kann für Freunde aber auch für „meine Alten“ funktionieren, halt wie im Deutschen auch.
Y …wie yapa. Ist eine Art Nachschlag. Wenn man auf einem Markt einen Saft kauft, ihn leer trinkt und dann nach Yapa fragt, kriegt man meistens noch n halben Saft mehr hinterher.
oder wie „Ya puesss„. Das ist so ein super Füllsatz ohne viel Bedeutung. Im Grunde aber vielseitig einsetzbar und in etwa zu übersetzen „Komm schon“ oder „Ja, mach halt…“
Zum Schluss: Wie du vielleicht schon gemerkt hast, ist dieser Beitrag mit einer gewissen Ironie geschrieben, den man schriftlich vermutlich nicht immer ganz zur Geltung bringen kann. Hier werden ein paar Stereotypen gefüttert und (teilweise) nicht ganz jugendfreie (spanische) Formulierungen gebracht. Wirf‘ einfach nicht jedes Wort in die Waagschale ;-)
Wie du merkst, hat mein Alphabet hier noch kein D, K, T, U, X und Z. Rein mit deinen Vorschlägen in die Kommentare!
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